Wer in Landschaften wie dem Niederrhein oder dem Münsterland unterwegs ist, bekommt den Eindruck, dass Pferde dort allgegenwärtig sind. Und für diese Regionen stimmt das sogar. Aber wie groß ist die Welt der Pferde in Deutschland eigentlich tatsächlich? Wir haben einmal einige interessante Fakten zusammengestellt.
Da wäre zunächst einmal die Frage, wie viele Pferde und Reiter gibt es eigentlich hierzulande? Die verblüffende Antwort: so ganz genau lässt sich das gar nicht feststellen. Denn für Pferde gibt es ja kein offizielles, verbindliches Melderegister wie für Menschen. Wer beispielsweise kein Interesse hat, mit seinem Pferd an Turnieren teilzunehmen, sondern einfach „nur“ seine Freizeit mit ihm verbringen möchte, braucht seinen Vierbeiner nirgendwo offiziell zu melden und sich ja auch keinem Reitverein anzuschließen. Dann fallen Pferd und Reiter durchs offizielle Statistikraster.
Reiten ist weiblich
Da aber die meisten von uns jedoch einem Reitverein angeschlossen sind, um unser Hobby mit Gleichgesinnten zu teilen, bringen bei der Frage, wie viele Pferde und Reiter es in Deutschland gibt, die Statistiken und Zahlen der FN ein recht deutliches Licht ins Dunkel.
Ihren aktuellen Erhebungen zufolge gibt es hierzulande derzeit etwa 3,89 Millionen Reiter, von denen 1,25 Millionen aktiv am Reitsport beteiligt sind. Immerhin etwa 900.000 Reiter haben auch ein eigenes Pferd. Oder gleich mehrere. Und ja, der Eindruck trügt nicht, dass fast nur Frauen im Sattel unterwegs sind. Denn sie stellen mit fast 80 Prozent die große Mehrheit im Reitsport. Warum sich dieser Eindruck im hohen Leistungssport der großen nationalen und internationalen Turniere allerdings umkehrt und dort Männer die reitsportliche Szene zu beherrschen scheinen, sei einmal dahingestellt. Fakt bleibt, das tatsächlich weitaus mehr Frauen als Männer ihre Freizeit mit Pferden verbringen.
Sportlich, sportlich
Stellt sich jetzt aber die nächste Frage, nämlich wie viele Pferde eigentlich landauf, landab in den Ställen und auf den Weiden stehen? Auch hier sind die Erhebungen der FN wieder sehr hilfreich: etwa 1,3 Millionen dieser Huftiere verdienen ihren Hafer hierzulande unter dem Sattel oder vor der Kutsche. Dabei spielt der sportliche Wettkampf unter Pferdeleuten offenbar eine große Rolle. Denn die FN als der Dachverband aller deutschen Pferdesportverbände ist mit mehr als 682.000 Mitgliedern die weltweit größte Pferdesportvereinigung. Mit dieser beeindruckenden Mitgliederzahl belegt sie im Mitglieder-Ranking des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) allerdings nur den achten Platz. Was in der Fußball-Nation Deutschland eigentlich auch nicht anders zu erwarten wäre.
Und überhaupt der Turniersport: im vergangenen Jahr fanden bundesweit insgesamt 3.567 Turniere statt, mit der sehr beeindruckenden Zahl von 1.377.474 Starts. Und aufs Geld geschaut heimsten die siegreichen Reiter unter den Turnierteilnehmern letztes Jahr insgesamt 32.639.473 Euro an Geldpreisen ein. Ob das unter dem Eindruck der vielen Nennungen und Prüfungen für den Einzelnen zum Reichwerden langt, darf jedoch bezweifelt werden. Denn der alte Reiterwitz „Wie macht man mit Pferden ein kleines Vermögen? Indem man ein großes in sie investiert“ wird den meisten Turnierreitern mit eigenem Pferd nur ein wissendes Lächeln entlocken. Diese Zahlen gelten, wie gesagt, für das vergangene Jahr. Dass die Sportstatistik der FN für 2020 leider ganz andere Zahlen aufweisen wird – Schwamm drüber.
Sportliche „Oldies“
Dass ältere Pferde auf den Turnieren längst nicht zum „alten Eisen“ gehören, hat die FN ebenfalls erfasst. Vergangenes Jahr waren mehr als 29 Prozent der gemeldeten Pferde zwischen 11 und 15 Jahre alt, und immerhin fast 10 Prozent sogar 18 Jahre und älter – Tendenz steigend! Was wiederum zeigt, dass Reiten ein Sport ist, der auch von „älteren Semestern“ noch sehr erfolgreich betrieben werden kann. Was übrigens auch für ihre Reiter gilt. Denn: Reiten ist kein Kraftsport. Um erfolgreich im Sattel unterwegs zu sein, braucht es keine Muckis, sondern vor allem viel Erfahrung. Und die kommt eben erst im Lauf der Jahre.
Übrigens sieht es für die Zukunft der deutschen Pferdewelt hinsichtlich der Reitpferde- und Ponyzucht gar nicht schlecht oder zumindest doch stabil aus. So vermelden die insgesamt 25 der FN angeschlossenen Zuchtverbände – vom Achal-Tekkiner bis zum Warlander- für 2019 insgesamt 7.244 Hengste, 80.873 Stuten und 36.936 Fohlen. Und auch jenseits aller Zahlen zeigt sich, das die Begeisterung für Pferde weiterhin ungebrochen ist und diese Tiere viele Menschen in ihren Bann ziehen. Pferde sind eben sehr faszinierende Tiere. Auch ohne Statistiken.