Doping aus Versehen

Ein positives EADCM-Testergebnis (Equine Anti-Doping and Controlled Medication) bedeutet nicht nur den sofortigen Ausschluss von einem Turnier. Es hat immer auch den faden Beigeschmack, dass sein Reiter oder sein Besitzer etwas Verbotenes gefüttert oder gespritzt hat, um sich einen Vorteil zu erschleichen. Und das bleibt dann bei vielen anderen Reitern lange in Erinnerung, und kann schlimmstenfalls den Ruf des ganzen Stalls nachhaltig schädigen. 

Ungewollt gedoped

Das Vertrackte daran ist, dass ein Pferd positiv getestet werden kann, obwohl ihm gar keine verbotenen Substanzen verabreicht wurden. Werden beispielsweise Futterbehälter und Futtertröge nicht regelmäßig gereinigt, können sich darin Schimmelpilze bilden, die auf natürliche Weise bestimmte Stoffe produzieren, die sich auch auf der „Roten Liste“ der verbotenen Substanzen finden. Und auch die Inhaltsstoffe von Futtermitteln, die weitab jeden Dopingverdachts stehen, können ein Pferd beziehungsweise seinen Reiter auf dem Turnier beim Tierarzt-Check „alt“ aussehen lassen. So verzögert beispielsweise Gamma-Orizanol, ein natürlicher Inhaltsstoff der Reiskleie, den Abbau von Testosteron. Wird ein Pferd nach seinem Ritt, bei dem sein Körper unter dem Wettkampfstress natürlich selbst viel Testosteron produziert, auf Doping kontrolliert, kann es dann passieren, dass sein Testosteronwert nach der erlaubten Abbaufrist immer noch zu hoch ist. Und dadurch kann dann schnell der Verdacht entstehen, das Pferd habe vor dem Start etwas Unerlaubtes verabreicht bekommen.

Kontaminationen vermeiden

Um nicht unschuldig unter Dopingverdacht zu geraten, hat die FEI einige Empfehlungen zusammengestellt, die helfen, das Risiko ungewollten Dopings zu minimieren. Dazu zählt, Futtermittel stets sorgfältig zu lagern. Offene Futtersäcke und Lagerbehälter erhöhen das Risiko, dass beim Hantieren mit Medikamenten, Salben oder Cremes versehentlich verbotene Substanzen ins Futter gelangen. Besteht der Verdacht, dass es zu einer Kontamination des Futters mit einer verbotenen Substanz gekommen ist, sollten Sie Proben vom Heu, von dem betreffenden Futtermittel und auch von Futterergänzungsmitteln sowie -soweit vorhanden- deren Chargennummern bereithalten, um genau untersuchen zu können, ob und wenn ja wo sich die betreffende Substanz finden lässt.

Auf Äckern und unmittelbar daran angrenzenden Wiesen finden sich manchmal Pflanzen, deren Inhaltsstoffe bei der Ernte versehentlich ins Futter gelangen können. Mohn, Krokusse und Lupinen sind beispielsweise solche Gewächse, die zu einem positiven EADCM-Test führen können. 

Müssen Sie Ihr Pferd während einer Veranstaltung in einem fremden Stall oder in einem Stallzelt unterbringen, dann stellen Sie sicher, dass die betreffende Box vorher komplett gereinigt wurde. Denn bestimmte verbotene Stoffe wie etwa Flunixin können nach ihrer Ausscheidung über Kot und Urin in andere Pferde gelangen. Aber auch im heimischen Stall ist Hygiene oberstes Gebot. Muss ein Pferd tierärztlich behandelt werden, muss seine Box so sauber wie irgend möglich gehalten werden, um mögliche Kontaminationen anderer Pferde mit Medikamentenresten zu vermeiden. Dabei kann es auch helfen, die Box des betreffenden Pferdes zu kennzeichnen.

Stallhygiene gibt Sicherheit

Weil Medikamentenreste verbotene Substanzen enthalten können, sollten Sie für die Fütterung nur solche Futtertröge verwenden, die leicht und gründlich sauber zu machen sind. Regelmäßiges Reinigen ist auch deshalb so wichtig, weil sich auf Futterresten schnell Schimmelpilze bilden.  Und die wiederum können, wie bereits erwähnt, verbotene Substanzen produzieren, die das Pferd dann bei der nächsten Fütterung aufnimmt.

Gründliche Hygiene ist auch dort angebracht, wo sowieso schon viel gewaschen und geschrubbt wird: an Abwaschplätzen finden sich oft Reste von Shampoos oder medizinischen Salben. Einige von ihnen enthalten Koffein, das im Pferdesport ebenfalls auf der Liste der verbotenen Substanzen steht.

Ein großes Risiko für die Kontaminierung mit problematischen Substanzen besteht in der unsachgemäßen Lagerung und Verabreichung von Medikamenten. So sollten die Medikamentenverpackungen stets sicher verschlossen sein, um ein versehentliches Verschütten zu vermeiden. Und dass der Schrank oder Spint, in dem die Medikamente gelagert werden, stets verschlossen und nicht jedem frei zugänglich ist, sollte sowieso selbstverständlich sein. 

Vorsicht ist auch bei Öffnen von medizinischen Präparaten angebracht. Denn deren Verschlussmechanismus ist manchmal eine echte Herausforderung. Gerade Pulver verteilt sich bei heftigem Öffnen leicht in der Umgebung. Um es zu verabreichen, sollten Sie das Pulver sicherheitshalber unter angefeuchtetes Futter mischen. Und das Futter bitte nicht an derselben Stelle präparieren, wo auch das Futter der anderen Pferde lagert und zubereitet wird.

Ist die Medikamentenverpackung leer, oder benötigen Sie ein angebrochenes Präparat nicht mehr, dann entsorgen Sie das Medikament am besten in den Hausmüll. Damit ist sichergestellt, dass es nicht doch noch unbeabsichtigt von Ihrem oder einem anderen Pferd aufgenommen wird. Und da Hausmüll in der Regel in der Müllverbrennungsanlage landet, besteht auch nicht die Gefahr, dass Medikamentenreste in die Umwelt gelangen. Denn dort haben sie erst recht nichts zu suchen.

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