Richtig hingesetzt

Ein korrekter Sitz ist die Basis für pferdegerechtes Reiten und damit für ein zufriedenes, ausgeglichenes Pferd. Doch richtiges Sitzen beginnt nicht erst im Sattel.

Wer im Sattel brillieren will, kann schon vor dem Aufsitzen eine Menge für seinen Sitz tun. Das beginnt bereits auf dem Weg zum Stall: wer hier aufs Auto verzichtet und stattdessen seinen „Drahtesel“ bemüht, kommt schon aufgewärmt bei seinem Pferd an. Ist der PKW entfernungstechnisch unverzichtbar, kann auch das Fegen der Stallgasse oder kräftiges, ausgiebiges Putzen dazu beitragen, die eigenen Muskeln aufzuwärmen. Ein fleißiges Grundtempo beim Führen des Pferdes im Schritt sorgt ebenfalls dafür, dass die Muskeln auf „Betriebstemperatur“ kommen. Eine gut durchblutete, aufgewärmte Muskulatur des Reiters ist deshalb so wichtig, weil es dadurch besser möglich wird, lockerer und geschmeidiger im Sattel zu sitzen. Wer neben dem Reiten und dem Versorgen seines Pferdes noch Zeit hat, der eigenen körperlichen Fitness etwas Gutes zu tun, kann sich zusätzlich mit Ausgleichssportarten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren und Gymnastik für sein Pferd fit und beweglich halten.

Passend gemacht

So banal es klingt: kontrollieren Sie vor dem Aufsitzen auf jeden Fall nochmal, ob der Sattel korrekt sitzt und die Steigbügel die richtige Länge haben. Denn nur, wenn das Equipment richtig „sitzt“, kann der Reiter im Sattel locker mitschwingen. Ob die Bügellänge stimmt, lässt sich schon am Boden grob feststellen. Als Faustformel gilt: der Bügelriemen mitsamt dem Steigbügel ist so lang, dass der Steigbügel bei ausgestrecktem Arm unter die Achsel reicht und die Fingerspitzen die Riemenschnalle berühren können. Wie viel dann vom Sattel aus „nachjustiert“ werden muss, hängt natürlich davon ab, ob es ins Dressurviereck geht oder auf den Springplatz.

Die Gelassenheit reitet mit

Viele Probleme im Sattel entstehen dadurch, dass der Reiter aus Unsicherheit oder aufgrund starker Konzentration unbewusst die Luft anhält oder nur flach und unregelmäßig ein- und ausatmet. Das führt nachfolgend unweigerlich zu einem verspannten Sitz, und die Kommunikation mit dem Pferd über feine Schenkel- und Gewichtshilfen ist dahin. Weil sich diese Atemblockade unbewusst einstellt, ist es umso wichtiger, immer mal wieder bewusst tief ein- und wieder auszuatmen. Unterstützen Sie Ihre eigene Losgelassenheit im Sattel auch dadurch, indem Sie ruhig öfters mal die Zügel nur in eine Hand nehmen. Denn ein Zügel unabhängiger Sitz ist fast automatisch auch ein lockerer, im Takt des Pferdes mitschwingender Sitz.

Ab nach draußen

Nur ein ausbalanciertes Pferd ist ein sicherer und gelassener Freizeitpartner. Dasselbe gilt natürlich auch für den Reiter. Um die eigene Balance zu schulen gibt es nichts Besseres, als mit seinem Pferd regelmäßig das Dressurviereck oder den Springparcours mit dem Gelände zu tauschen. Denn in freier Natur wird der Sitz und das Körpergefühl für die eigene Balance am meisten gefordert und beansprucht. Bergauf, bergab, auf sandigem oder matschigem Untergrund, unter tiefhängenden Ästen hindurch, Wegbiegungen in flottem Tempo – all‘ das verbessert Balance und Körperwahrnehmung von Pferd und Reiter. Und ein abwechslungsreicher, sportlicher Ausritt macht auch Pferden riesigen Spaß.

Die Longe ist nicht nur für Einsteiger

Sitzschulungen an der Longe sind nicht nur was für Anfängerstunden. Selbst der perfekteste Reiter kann nicht jeden Tag optimal auf seinem Pferd sitzen. Irgendeine Kleinigkeit findet sich immer, an der im Sattel gearbeitet werden muss. Zwischendurch öfters mal Sitzschulungen an der Longe einzulegen hilft, effektiv an den Feinheiten eines korrekten Sitzes zu feilen. Denn an der Longe kann sich der Reiter völlig auf sich und seine Haltung konzentrieren. Hierbei ist es sehr hilfreich, wenn der Longenführer zugleich ein versierter Trainer ist. Denn viele Sitzprobleme finden sich gemeinerweise nicht dort, wo sie zu sehen sind. Ein unruhiger, klopfender Unterschenkel ist häufig ein Zeichen dafür, dass der Reiter sein Becken „fest macht“ und nicht ausreichend mitschwingt. Wird an diesem versteckten weil „unsichtbaren“ Problem gearbeitet, erledigt sich ein unruhiger Schenkel meist von selbst.

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