„Reiten ist nur was für Mädchen“

Vorurteile über Reiter und das Reiten – was ist dran? Riechen Pferdeleute immer nach Pferd und Einstreu? Sind sie totale Landeier? Und betrachten sie ihre Pferde sowieso nur als vierbeinige Sportgeräte? Eine aktuelle Statistik der FN verrät, was tatsächlich stimmt. Und was nichts als nur ein dummes Vorurteil ist.

Eine aktuelle Statistik der FN verrät, was tatsächlich stimmt. Und was nichts als nur ein dummes Vorurteil ist.

Um Entwicklungen im Reitsport besser abschätzen zu können, hat die FN vor kurzem bei einem renommierten Marktforschungsunternehmen eine großangelegte Studie in Auftrag gegeben, die den Pferdesport und die Reiterei in Deutschland ganz genau unter die Lupe genommen hat. Daraus hat sich ergeben, dass den Zahlen zufolge das eine oder andere Vorurteil Reitern gegenüber gar nicht mal so unbegründet ist.

 

„Reiten ist nur was für Frauen und Mädchen“

Die Zahlen der Studie zeigen tatsächlich, dass der typische Reiter hierzulande eigentlich eine Reiterin ist, die im Durchschnitt 38 Jahre alt und gut ausgebildet ist. Dazu Soenke Lauterbach, Generalsekretär bei der FN: „Dies sind im Wesentlichen keine neuen Erkenntnisse. Auffällig ist nur die Altersstruktur. Zwar sind die Aktiven im Vergleich zur Gesamtbevölkerung im Durchschnitt jünger, dennoch macht sich im Sport ein Alterungsprozess bemerkbar. Der demografische Wandel macht auch vor uns nicht Halt. Der Nachwuchs fehlt oder kommt erst gar nicht an“. Demnach sei der Anteil der 14- bis 19jährigen aktiven Reiter in den letzten 20 Jahren um immerhin auffällige 10 Prozent zurückgegangen.

 

„Alle Reiter sind Landeier“

Von der eher unschönen Bezeichnung „Landei“ einmal abgesehen, stimmt diese Behauptung tatsächlich. Denn für die meisten Reiter sind -wen wundert’s- eine enge Beziehung zu ihrem Pferd und die daraus resultierende Naturverbundenheit bei der Beschäftigung mit ihrem Vierbeiner die Hauptgründe, ihre Freizeit bei und mit ihrem Pferd zu verbringen. Das sagt auch die Statistik: denn die eingangs erwähnte „typische“ Reiterin lebt überwiegend in Orten unter 100.000 Einwohnern und nur selten in der Großstadt. Und der Umfrage zufolge gaben etwa 76 Prozent der Befragten an, beim Reiten eher freizeitmäßig unterwegs zu sein, wobei das Ausreiten in der freien Natur für sie ganz weit oben auf der Liste steht. Nur 24 Prozent zieht es dagegen in den leistungsorientierten Turniersport.

 

„Für die meisten Reiter sind Pferde nur ein Sportgerät“

Von wegen! Auf das Wohlbefinden und die Gesundheit ihrer Pferde angesprochen, ist für die allermeisten Reiter (90 Prozent) eine möglichst artgerechte Haltung ihrer Pferde das wichtigste überhaupt. Dabei reicht es nur weniger als jedem Fünften, wenn sein Vierbeiner nur stundenweise nach draußen darf. Etwa die Hälfte der Befragten möchte seinem Pferd einen ganztägigen Weidegang gönnen, ein weiteres Viertel möchte sein Pferd am liebsten sogar Tag und Nacht draußen untergebracht wissen.

Dieses Verständnis einer artgerechten Pferdehaltung zeigt sich der Untersuchung zufolge auch ganz generell, wenn es um die Auswahl eines passenden Stalls oder einer Reitanlage geht, in die das Pferd ein- oder umziehen soll: die Möglichkeiten für Auslauf und genügend Weidegang sind für alle Umfrageteilnehmer die wichtigsten Bedingungen für die Unterbringung ihres Pferdes, gefolgt vom Vorhandensein eines Außenreitplatzes auf der Reitanlage und einer gesunden, sachgerechten Fütterung.

 

„Reiten ist kein Sport“

Dieses dämliche Vorurteil entbehrt natürlich jeglicher Grundlage, so dass sich in besagter FN-Statistik hierzu auch erst gar keine Zahlen finden lassen. Wie auch? Trotzdem hält sich dieses Vorurteil in den Köpfen von Nicht-Reitern erstaunlich hartnäckig. Dazu mein Tipp: sollte Ihnen mal ein solcherart nörgelnder Zeitgenosse auf die Nerven gehen, dann satteln Sie Ihr Pferd, und setzen Sie den Zweifler für ein paar Schritte in den Sattel. Nach spätestens zehn Minuten wird der oder die Betreffende bestimmt eines Besseren belehrt worden sein. 

 

„Alle Reiter sind reich“

Auch so eine Behauptung, die mir ordentlich auf die Nerven geht. Zwar stimmt es, dass die „typische“ Reiterin aus der FN-Untersuchung tatsächlich über ein überdurchschnittliches Haushaltsnettoeinkommen verfügt. Und zugegeben ist das Erscheinungsbild so mancher eindrucksvollen Hofanlage großer Reit- oder Zuchtställe nach außen hin durchaus geeignet, den Neid mancher Zeitgenossen hervorzurufen, die daraus sofort auf einen üppigen Kontostand von Reitern im Allgemeinen rückschließen. Doch dazu fällt mir nur der folgende alte Witz ein: „Wissen Sie, wie man mit Pferden ein kleines Vermögen macht? Indem man ein großes in sie investiert.“ – wer sein Pferd täglich versorgt, säckeweise Müsli und anderes Futter heranschafft, den Schmied und den Tierarzt bezahlt und sich noch um die anderen hunderttausend Kleinigkeiten kümmert, um seinem Pferd das Leben so angenehm wie möglich machen zu können, wird wissen, was ich damit meine…

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