Nach dem vielerorts viel zu milden Oktober rutschen die Tagestemperaturen allmählich in kühlere Bereiche. Aber: Kälte macht munter. Und das lässt so manches Pferd beim Ausreiten vom gemütlichen Freizeitpartner zum spritzigen Galopper werden. Mit unangenehmen Folgen für den Reiter. Und manchmal auch für das Pferd.
Bei einem gemächlichen Ausritt mit Gleichgesinnten gemütlich durchs Gelände bummeln? Von wegen! Pferden, die es üblicherweise eher ruhig angehen lassen, steht bei kalten Temperaturen der Sinn nach etwas ganz anderem. Nämlich durchzustarten und dem Reiter im Galopp unter dem Sattel wegzurennen. Aber was Pferden bei Kälte unglaublich viel Spaß zu machen scheint, kann für den Reiter problematisch werden. Mal ganz davon abgesehen, dass die wenigsten von uns ausgebildete Renn-Jockeys sind, und ein im Galopp munter durchs Gelände sausendes Pferd nicht immer leicht zu kontrollieren ist, lauern noch ganz andere Herausforderungen auf den Reiter.
Schwerstarbeit für Muskeln, Bänder und Sehnen
Das Problem bei einem kühlen Herbstausritt ist, dass der Körper des Reiters bei langen Schrittphasen auskühlt, und Muskeln, Sehnen und Bänder dabei an Geschmeidigkeit verlieren. Vor dem anstehenden Galopp kann es deshalb ratsam sein, vorher abzusteigen und sich mit ein paar Schritten neben dem Pferd selbst erst wieder auf „Betriebstemperatur“ zu bringen. Soll es dann ans Galoppieren gehen, dann rechnen Sie damit, dass dieser unter Umständen schneller ausfallen kann, als von Ihnen eingeplant war. Vor allem bei einem Gruppenausritt animieren sich bei kühlen Temperaturen und herbstlich-frischer Luft die Pferde gegenseitig noch stärker zum Rennen als bei moderaten oder warmen Temperaturen. Und ein munter dahinsausendes Pferd mit ausgekühlten Reitermuskeln wieder „einfangen“ zu müssen, kann im günstigsten Fall zumindest einen gehörigen Muskelkater verursachen. Es sind aber auch schon Reiter nach einem solcherart ausgefeuerten Ausritt mit schlimmerem zurückgekommen. Und: ein Bänder- oder Sehnenriss kann eine lange Reitpause nach sich ziehen. Angst, dass die Pferde bei einem frischen Galopp Schaden nehmen, brauchen Sie übrigens nicht zu haben. Denn zum einen sind sie durch die bisher zurückgelegte Wegstrecke im Schritt ja schon aufgewärmt. Und weil sie von Natur aus Fluchttiere sind, ist ihr Bewegungsapparat darauf ausgelegt, selbst aus dem Stand sofort durchzustarten, ohne dass ihre Muskeln, Bänder und Sehnen dabei unter Stress geraten.
Auf das Geläuf achten
Nach dem Regen der vergangenen Tage und Wochen hat sich so mancher galoppfreundlicher Feldweg in ein aufgeweichtes Schlammbad verwandelt. Daher gilt es jetzt, bei der Wahl der Galoppstrecke besonders achtsam zu sein. Denn haben Pferde erst einmal „das Rennen gekriegt“, achten sie nicht mehr wirklich darauf, ob der Untergrund griffig oder rutschig ist. Kommt ein Pferd auf einer glitschigen Schlammstrecke ins Straucheln, kann das dann sehr wohl auch bei ihm zu schmerzhaften Zerrungen seines Bewegungsapparates führen. Und die brauchen dann ebenfalls sehr lange, bis die Tiere wieder unter dem Sattel arbeiten können. Um derartige „Zwangspausen“ bei Reiter und Pferd zu verhindern, kann es vor dem Abritt ratsam sein, dass sich Ihr Pferd erst einmal an der Longe gründlich auspowern kann. Dabei aber das Warmführen vorab nicht vergessen. Das bringt auch einen selbst erst einmal auf „Betriebstemperatur“.
Sorgfältig abpflegen
Ist Ihr Pferd nach einem sehr flotten Geländeritt ordentlich aufgeheizt, ist es besonders wichtig dafür zu sorgen, dass es kontrolliert wieder „herunterfährt“. Denn bei herbstlich-kühlen Temperaturen ist die Erkältungsgefahr für verschwitzte Pferde nicht zu unterschätzen. Lässt es das Wetter zu und ist es dabei windstill, empfiehlt es sich, das Pferd mit einer Abschwitzdecke gegen Zug geschützt noch ein paar Minuten draußen spazieren zu führen. Ist es dagegen windig, dann zum kontrollierten Abschwitzen des Pferdes -ebenfalls mit Abschwitzdecke- besser in die Halle.
Wieder getrocknet, ist eine anschließende Putz-Session eine wahre Wohltat für Ihren „Renner“. Denn das Putzen reinigt nicht nur verklebtes Fell, sondern ist ganz nebenbei eine sehr erholsame Massage, die die angestrengte Pferdemuskulatur lockert und die Durchblutung fördert.
Steht nach einem tempomäßig etwas „ausgeuferten“ Ausritt gleich anschließend die Abendfütterung an, sollten Sie sich die gewohnte Kraftfutterration für Ihr Pferd an diesem Tag ausnahmsweise mal verkneifen, um den hochgefahrenen Stoffwechsel ihres vierbeinigen Kumpels nicht übermäßig mit Kohlenhydraten zu überlasten. Sonst droht ein ordentlicher Muskelkater oder sogar ein Muskelverschlag. Lieber etwas mehr Heu geben, damit kommt ein hochgefahrener Pferdestoffwechsel besser zurecht. Ein kleines Leckerli zum Abschied darf natürlich sein. Kaut Ihr Pferd dann zufrieden auf seinem Abendheu herum, ist seine kleine Welt schnell wieder in Ordnung.
Dann aber schnell ab nach Hause, und erst einmal selbst unter die heiße Dusche. Von wegen Muskelkater und so.