Zu heiß, zu schwül, zu trocken – die Wetterkapriolen des Sommers haben in der Pferdehaltung und beim Reiten ihre Tücken. So bleibt Ihr Pferd auch in der heißen Jahreszeit fit und gesund.
Wie ein Pferd mit Hitze, trockenen und harten Weideböden und schwülem Wetter zurechtkommt, ist immer eine ganz individuelle Angelegenheit. Trotzdem gibt es bei hochsommerlichen Wetterlagen einige Dinge zu beachten, die für jedes Pferd zutreffen.
Zu den „Sommer-Standards“ zählt vor allem, dass Ihr Pferd auf der Weide jederzeit Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben muss. Wie Menschen besitzen auch Pferde fast am ganzen Körper Schweißdrüsen, und schon allein aufgrund ihrer Größe und der daraus sich ergebenden großen Körperoberfläche können sie an sehr heißen Tagen auch ohne zu arbeiten schon ganz ordentlich ins Schwitzen kommen. Ein Warmblut kann dann schnell mal einen Wasserbedarf von bis zu 50 Litern pro Tag haben.
Warum Pferde an warmen Sommertagen bei der Arbeit unter dem Reiter vor allem an der Brust und der Flanke so auffällig stark „schäumen“, liegt übrigens daran, dass Pferdeschweiß sehr viel Eiweiß enthält. Diese Mischung aus Schweiß, Salzen und Eiweiß ist beim anschließenden Weidegang nach der Arbeit geradezu ein Magnet für Fliegen, Bremsen und andere fliegende Lästlinge. Deswegen ist eine erfrischende Dusche vor dem Gang nach draußen für Ihren vierbeinigen Sportpartner gleich doppelt wertvoll. Dass darüber hinaus auf der Weide für alle Pferde ein genügend großer, schattenspendender Wetterschutz zur Verfügung steht, sollte eigentlich selbstredend sein.
Bremsen ausbremsen
Überhaupt der Insektenschutz (gemeint ist hier natürlich der Schutz der Pferde vor lästigen oder stechenden Insekten, nicht der Schutz von Bienen und anderen geflügelten „Arbeitstieren“). DAS eine Mittel gegen Bremsen, Mücken und Co. gibt es leider nicht. Trotzdem ist ein möglichst wirksames Insektenschutzmittel gerade für Pferde auf Weiden in der Nähe von Waldrändern besonders wichtig, um nicht vor lauter juckenden Stichen irgendwann „am Rad zu drehen“. Hier hilft nur Ausprobieren, welches Mittel bei welchem Pferd gut funktioniert. Meiner Erfahrung nach sind Produkte auf der Basis von Zedernöl eine sehr erfolgversprechende Möglichkeit, seinem Schützling schmerzhafte Insektenstiche zu ersparen. Sie haben aber den Nachteil, dass sie für menschliche Nasen sehr unangenehm riechen. Wer lieber ohne „Chemie“ auskommen möchte, kann natürlich ganz profan auch zu einer gutsitzenden Fliegendecke greifen. Beim Auflegen aber bitte darauf achten, dass sich kein Insekt unter das Gewebe verirrt. Sonst ist die Wirkung der Decke dahin.
Der Schutz vor Zecken, der für Menschen und auch Hunde vor allem in manchen Regionen Süd- und Südwestdeutschlands sehr wichtig ist, kann bei Pferden übrigens vernachlässigt werden. Denn sie sind für die Erreger der von Zecken übertragenen Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) völlig unempfänglich. Den Grund hierfür sehen Wissenschaftler darin, dass sich das Immunsystem von Pferden als Steppentiere bereits seit Jahrhunderttausenden mit diesen Erregern auseinandersetzen musste. Das führte dazu, dass sich nur diejenigen Tiere paaren und vermehren konnten, die immun gegen diese Erreger waren. Diese Immunität gaben sie dann an ihre Nachkommen weiter.
Achtung, Sonnenbrandgefahr
Nicht nur bei knallblauem Sommerhimmel, auch bei dichter Bewölkung besteht auch bei Pferden immer die Gefahr, dass sich an hellen, unpigmentierten Hautstellen ein Sonnenbrand bilden kann. Besonders prädestiniert dafür sind die Spitzen heller Pferdenasen, die Ränder der Nüstern und die Lippen. Hier kann ein Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor zuverlässig vor Verbrennungen schützen. Benutzen Sie dafür aber bitte nur eine unparfümierte Sonnenmilch oder -creme, weil sonst der feine Geruchsinn Ihres Pferdes irritiert wird, und dann die Gefahr besteht, dass es versehentlich eine giftige Pflanze nicht als solche erkennt und frisst. Bei ganz hautempfindlichen Pferden ist es übrigens gar kein unnötiges „Verhätscheln“, wenn Sie die sonnengestressten Hautstellen Ihres Vierbeiners nach dem Weidegang mit einem guten After-Sun-Produkt verwöhnen. Aber auch hier bitte auf Geruchsfreiheit des Produkts achten. Sehr gut eignen sich hierfür Sonnenschutzmittel, die für Babys und Kleinkinder entwickelt wurden, weil sie frei von unnötigen kosmetischen Zusätzen sind (oder zumindest sein sollten).
Bitte nicht versalzen
Zum Sommerthema „Salzverlust bei Pferden“ haben Wissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der Ludwig-Maximilian-Universität München, der Universität Rostock und des englischen Waltham Centre for Pet Nutrition interessante Neuigkeiten zu vermelden.
Sie fanden heraus, dass es gar nicht so ratsam ist, schwitzenden Pferden zusätzlich Salz unters Futter zu mischen, wenn sie bereits Zugang zu einem handelsüblichen Salzleckstein haben. Zu viel Salz führt demnach zu empfindlichen Störungen des Säure-Basen- und des Mineralstoffhaushalts, und es belastet die Nieren der Tiere.
Entgegen gängiger Empfehlungen sagt Prof. Dr. Annette Zeyner, die an der Ludwig-Maximilian-Universität München die Professur für Tierernährung innehat: „Zwar ist eine ausreichende Salzversorgung für Pferde sehr wichtig. Allerdings wird der Salzverlust durch das Schwitzen bei Pferden häufig überschätzt. Eine Überfütterung mit Salz kann den Pferden langfristig Schaden zufügen". Ein normaler Salzleckstein reicht demnach auch stark schwitzenden Pferden aus, ihren Salzbedarf zu decken.
Aufs Wetter achten
Zur Betreuung älterer oder besonders sensibler Pferde gehört es im Sommer auch, bei einem aufziehenden Gewitter einen besonders scharfen Blick auf ihr Verhalten zu haben. Denn schwüle Gewitterluft kann den Kreislauf gerade von „Oldies“ sehr belasten. Zeigen sich erste Anzeichen wie ein schleppender, ataktischer Gang oder eine auffällige, starke Atmung, dann bringen Sie Ihren Vierbeiner bitte sofort zurück in den Stall. Das vorsichtige Abspritzen der Beine mit kühlem (nicht eiskaltem!) Wasser kann helfen, den Kreislauf wieder ins Lot zu bringen.
Liegt ein Gewitter in der Luft, kann sich das übrigens auch auf die Stimmung der Pferde auswirken. Eben noch friedlich vor sich hin grasend, können sie plötzlich unruhig und aggressiv nicht nur Herdengenossen, sondern auch dem Mensch gegenüber werden. Auch dann ist es am besten, die Tiere zügig in den Stall zu holen und einfach zu warten, bis sich das Gewitter ausgetobt hat.