Auch wenn es die derzeitige schwüle Sommerhitze noch nicht erahnen lässt, naht doch allmählich der Herbst. Bei unseren Pferden sind die Anzeichen dafür eindeutig.
Wer ein Pferd einer der sogenannten „Robustrassen“, also Islandpferde, Fjordpferde, Shettys und andere „Naturburschen“ sein Eigen nennt, hat bestimmt schon beobachtet, dass sich bei seinem Vierbeiner das Fell allmählich, aber unverkennbar in Richtung Winterfell verändert. Was aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen der vergangenen Wochen auf den ersten Blick vielleicht widersinnig erscheinen mag. Es kommt ja derzeit auch kein vernünftiger Mensch auf die Idee, sich für einen Aufenthalt im Freien einen dicken Pullover anzuziehen.
Und doch macht es für die „Robusten“ durchaus Sinn, sich jetzt schon allmählich um ihre „Wintergarderobe“ zu kümmern. Denn bis ihr Fell dicht genug gewachsen ist, um zuverlässig der Winterkälte trotzen zu können, dauert es noch etwa ein Vierteljahr. Und dann steht natürlich ganz unweigerlich der Winter vor der (Stall-) Tür.
Der Auslöser für das Wachsen des Winterfells ist die allmählich abnehmende Tageslichtlänge. Werden die Tage langsam wieder kürzer und damit die Nächte länger, kommt der Pferde Organismus so allmählich in den „Wintermodus“. Schreitet das Jahr dann noch weiter voran, stellen die Pferde ihren Stoffwechsel spätestens im Spätherbst auf „Sparflamme“ um. Werden sie dann weiterhin wie gewohnt gefüttert, kann das folglich zu dem einen oder anderen Pfund zu viel auf den Rippen führen. Ein genauer Kontrollblick, wieviel Kraftfutter im Futternapf landet, kann ab jetzt also nicht schaden, um die Futtermenge anpassen zu können.
Abwechslung im Futtertrog
Trotz der noch anhaltenden Hitze und Schwüle zeigt auch die Natur, dass sich allmählich der Wechsel der Jahreszeiten ankündigt. Denn unter Obstbäumen findet sich jetzt jede Menge Fallobst. Da kann es sich schon mal lohnen, bei den Gärtnern der Umgebung, die Obstbäume in ihren Gärten stehen haben, einmal vorsichtig nachzufragen, ob das Aufsammeln der heruntergefallenen Äpfel oder Birnen erlaubt ist. Schließlich freut sich jedes Pferd über eine süße Abwechslung im Futtertrog. Aber Vorsicht – herabgefallenes Obst schmeckt nicht nur Pferden, sondern vor allem auch Wespen sehr gut. Deshalb ist beim Auflesen sehr darauf zu achten, dass sich nicht ein gelb-schwarz gestreiftes Stacheltier an dem leckeren Apfel zu schaffen macht, den Sie gerade einsammeln möchten. Oft bringen auch liebe Nachbarn aufgelesenes Obst für die Pferde vorbei. Auch hier ist dann vor dem Verfüttern unbedingt ein Kontrollblick angesagt, ob die Süßigkeit frei von stechenden Insekten ist.
Finden sich in Obstgärten demnächst auch Pflaumen als Fallobst unter den Bäumen, dürfen diese -natürlich in Maßen- ebenfalls verfüttert werden. Doch bevor sie im Futtertrog landen, müssen sie unbedingt entkernt werden. Denn Pflaumenkerne enthalten viel Blausäure, die in größeren Mengen giftig für Pferde ist. Das gleiche gilt auch für Kirschen: verfüttern ja, aber bitte nur als kleiner Snack für Zwischendurch und kernlos!
Möhren, auch so ein „Klassiker“ des Spätsommers, sind natürlich in den meisten Köpfen auch von Nicht-Reitern der Inbegriff einer gesunden Belohnung für Pferde. Aber auch die hat, in größeren Mengen verfüttert, so ihre Tücken. Denn das darin reichhaltig enthaltene Vitamin A führt dazu, das sich im Pferdedarm Würmer explosionsartig vermehren können. Im Mittelalter galten Möhren sogar als probates Mittel, um Pferde zu „entwurmen“. Denn nimmt die Wurmpopulation überhand, gelangen natürlich einige Exemplare mit dem Pferdemist nach draußen. Die Menschen damals dachten dann, dass ihre Pferde mit dem Ausscheiden der Würmer wurmfrei wären…
Fest im Sattel
Werden in absehbarer Zeit die Tage und Nächte wieder kühler, sollten Sie sich darauf einstellen, dass Ihr derzeit vielleicht etwas gemächlicher, triebiger Pferdepartner beim Ausritt an einem kühlen Morgen unter dem Sattel plötzlich ein ungeahntes Tempo entwickeln kann. Das hat dann nichts damit zu tun, dass das Tier zuletzt vielleicht das eine oder andere Körnchen Hafer zu viel bekommen hat. Es liegt vielmehr daran, dass sich die Pferde als „Lauftiere“ endlich wieder bewegen können, ohne sofort zu überhitzen. Und diese Tatsache kann den einen oder anderen lauffreudigen „Renner“ dann eben dazu verführen, endlich mal wieder ordentlich „Gas zu geben“.